Fridays for Future Münster zur Kriminalisierung von Klimaprotesten
Die mediale Aufmerksamkeit von Klimaprotesten beschränkt sich schon lange nicht mehr ausschließlich auf Großdemonstrationen von Fridays for Future. Mit Aktionen, bei denen sich zum Beispiel Aktivisti der Letzten Generation auf Straßen festkleben, rückt vermehrt auch der zivile Ungehorsam in den Fokus der Gesellschaft. Dass die Debatte um solche Aktionsformen häufig überhitzt, lässt sich deutlich am Unwort des Jahres 2022 erkennen: “Klimaterroristen”. Fridays for Future Münster sieht dabei keine Radikalisierung des Klimaprotestes, wie er in den Medien oft diskutiert wird.
“Ziviler Ungehorsam ist nur ein Teil des Spektrums von verschiedenen Aktionsformen, den es auch immer schon gegeben hat. So trug Mahatma Gandhi 1930 mit seinem Salzmarsch entscheidend zu der Unabhängigkeit Indiens bei und schon in den 80ern haben Atomkraftgegner*innen in Gorleben Erkundungsbohrungen für ein Endlager blockiert. Tiefgreifender Wandel innerhalb einer Gesellschaft ist bisher immer aus ausdauernden Protestbewegungen der Bevölkerung entstanden,” erklärt Mali Grab von Fridays for Future Münster. “Wenn die Bundesregierung zudem zusammen mit RWE den Weg frei macht, tausende Tonnen Braunkohle im rheinischen Revier aus der Erde zu baggern, zu verbrennen und damit der Klimakrise beim Eskalieren zuschaut, bleibt auch die Frage: Wer ist hier denn wirklich radikal?”
Die Legitimität von zivilem Ungehorsam, als Teil der Klimaproteste, sieht die Ortsgruppe Münster, wie auch die Scientists for Future Münster, gegeben. Die Scientists stützten sich dabei schon 2021 in ihrer Stellungnahme vor allem darauf, dass trotz sich anbahnender Kipppunkte keine ausreichenden politischen Maßnahmen zum Erhalt unserer Zivilisation ersichtlich sind.[1] Steffen Lambrecht von FFF Münster ergänzt: “Es ist nicht so, als wäre der zivile Ungehorsam das erste oder einzige Mittel der Wahl von Klimaaktivisti. Seit über vier Jahren gehen wir als Fridays for Future mehrmals jährlich mit tausenden Menschen auf der ganzen Welt in Großdemonstrationen auf die Straße. Doch politisch tut sich seitdem nicht annähernd genug. Das Bundesverfassungsgericht hat 2021 das Klimaschutzgesetz der Bundesregierung als unzureichend erklärt. Nachgebessert wurde nur halbherzig. Das Besorgniserregende ist: Nicht mal diese unzureichenden Ziele schafft es die Bundesregierung einzuhalten — weder unter CDU-Führung, noch als Ampel-Koalition. Natürlich steigt da bei manchen Menschen die Frustration und es wird sich nach anderen Aktionsformen umgeschaut.”
Fridays for Future Münster kritisiert zudem die mediale Aufarbeitung der Klimadebatte in den letzten Monaten. “Ein großes Problem den ganzen Diskussionen um angebliche “Klimaterroristen“ ist, dass sich die gesamte Aufmerksamkeit auf die Art des Protestes fokussiert. Die eigentlichen Anliegen der Aktivisti, eine lebenswerte Welt für uns alle zu bewahren, rücken fatalerweise in den Hintergrund. Statt über politische Maßnahmen zur Energie- und Verkehrswende zu diskutieren, wird über Sekundenkleber debattiert”, so Aktivistin Hannah Reinhardt. “Wir erwarten, dass Medienschaffende Klimathemen auch ohne den Anlass hoch kontroverser Aktionsformen angemessen thematisieren.”
Marek Blanke aus der FFF-Orgagruppe Münster lädt alle zum Protest ein: “Beim anstehenden Globalen Klimastreik veranstaltet FFF Münster mit einem etwas veränderten Demokonzept wieder Proteste, die im legalen Rahmen bleiben und bei denen alle ohne persönliches Risiko teilnehmen können.”
Die Großdemo startet am Freitag, den 3. März, am Domplatz mit einer Auftaktkundgebung. Von dort wird es ab 16 Uhr sternförmig fünf kleinere Demozüge zur Promenade geben, sodass um etwa 17 Uhr die gesamte Promenade von Menschen umrundet sein soll. FFF Münster ruft zum Tragen von roter Kleidung und Demoschildern auf, um so als rote Linie die 1.5‑Grad-Grenze symbolisieren zu können. Weitere Infos finden sich auf der Webseite und gängigen Social-Media Kanälen der lokalen Orgagruppe.
[1] https://www.stadt-klima-wir.de/wp/wp-content/uploads/
s4f_muenster_stellungnahme_gehorchekeinem.pdf